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Szenische Lesung der „Gastarbeiter Monologe“

 „Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen.“
Szenische Lesung der „Gastarbeiter Monologe“

 

 

 

Am 02.10.2024 fand in der Stadthalle Plochingen die szenische Lesung „Gastarbeiter Monologe“ von Mesut Bayraktar, inszeniert vom Literatur- und Theaterkurs der Kursstufe 2 des Gymnasiums Plochingen, mit anschließendem Autorengespräch statt.
Der Abend wurde von der Moderatorin Rengin Nil Kaya mit dem Zitat „Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen.“ von Max Frisch eingeleitet.
In dem Stück erzählen die vier Protagonist*innen im Wechsel von ihrer Lebensgeschichte, geprägt von den Erfahrungen türkischer Gastarbeiter der 70er Jahre. Die einzelnen Figuren stellen jeweils ein Motivbild dar.

 

Die Figur „Hasret“, zu Deutsch Sehnsucht (gespielt von Elif Arkan und Anna-Lena Waldinger), berichtet über ihr Leben als Mutter im Dorf und darüber, wie sie hofft, bald ihren in Deutschland arbeitenden Mann wiedersehen zu können.

 

„Hayat“, auf Deutsch Leben (gespielt von Amelie Hafner und Alexia Vitello), muss ihre Kinder in der Türkei zurücklassen, als sie sich entscheidet, nach Deutschland zu kommen, um dort zu arbeiten. Ihrem Traum, Sängerin zu werden, kann sie nie nachgehen.

 

„Grev“, zu Deutsch Streik (gespielt von Colin Eglof und Luca Heybach), verkörpert mehrere Personen, die alle dasselbe Schicksal teilen. Sie streiken gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Das Leitbild hierfür ist der Arbeiterstreik 1973 in Köln.

 

„Korku“, auf Deutsch Angst (gespielt von Miriam Schmidgall und Helen Pesch), ist deutsche Sachbearbeiterin, die eine Beziehung zu einem türkischen Gastarbeiter führt. Ihre Erzählung handelt von rassistisch motivierter Gewalt, Vorurteilen und kulturellen Unterschieden.

 

Nach der szenischen Lesung folgte ein Autorengespräch, geführt von der Moderatorin, die Mesut Bayraktar Fragen zum Stück stellte. Bayraktar berichtete von der Entstehungsgeschichte des Manuskripts und den Emotionen, die ihn dabei begleiteten. Darüber hinaus wurden ihm auch Fragen zu den Missständen während der Zeit der Gastarbeiter sowie Fragen mit tagespolitischem Bezug gestellt. So erklärte Bayraktar, dass Migrationsgeschichten Geschichten politischer Kämpfe seien und dass diese es wert seien, erzählt zu werden.

 

Nach den Publikumsfragen beendete Rengin Nil Kaya den Abend mit eindringlichen Abschlussworten: „Zusammen sind wir stark für eine friedliche Koexistenz, für Demokratie und Freiheit und die Zukunft unseres Landes.“

 

Ein besonderer Dank gilt dem Förderverein für die finanzielle Unterstützung des Projekts sowie für die Bewirtung an dem Abend, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für die Förderung und unserem ehemaligen Schüler Carl Rehberg für die technische Unterstützung.

 

Zudem konnten an dem Abend mithilfe der Kursstufe 2 und ihrem Kuchenverkauf insgesamt 110,56 € an Spenden für die „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“ gesammelt werden. Die Initiative wurde unmittelbar nach dem rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 gegründet und konzentriert sich auf antirassistische Bildungsarbeit und Empowerment für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.