Unter der Leitfrage „(Wie) Kann man in diesem Land glücklich werden?“ beschäftigte sich die Ethikklasse über zwei Monate lang unter anderem mit dem Roman „Aydin“ des 1990 in Wuppertal geborenen Mesut Bayraktars. Darin reflektiert er ausgehend von der Geschichte seines Onkels Aydin, der 1982 als Gastarbeiter aus der türkischen Stadt Trabzon nach Deutschland kam, 1991 abgeschoben wurde und letztlich 2019 verstarb, die gesellschaftlichen Strukturen, die eben nicht für alle die gleichen Möglichkeiten bereithalten. Persönliche Einblicke in eigene Ausgrenzungserfahrungen aufgrund von Herkunft und Armut sind genauso enthalten wie Analysen historischer und gesellschaftlicher Ereignisse, darunter das rassistische Attentat von Hanau 2020.
Das Treffen begann mit einem anregenden Dialog zwischen Bayraktar und Kinjal Mayani (10f), die die Rolle der Gesprächsleiterin übernahm. Die von ihr sorgfältig vorbereiteten Fragen beleuchteten nicht nur das Buch „Aydin“, sondern auch gesellschaftliche und philosophische Themen wie die verschiedenen Erscheinungsformen von Wut, die Grundlagen von Unterdrückung sowie die Notwendigkeit gegenseitiger Anerkennung. Bayraktar antwortete ausführlich und gab den Schülerinnen und Schülern wertvolle Einblicke in seinen kreativen Prozess und die Gedanken hinter seiner Arbeit: „Ich versuche eine Sprache für die Gewalt zu kreieren, die ich erfahre und die sonst oft stumm verläuft.“
Nach diesem initialen Gespräch öffnete sich die Runde für Fragen aus dem Publikum. Die Schülerinnen und Schüler nutzten diese Gelegenheit mit großem Interesse, stellten eigene Fragen zu Biografie und Werk und tauschten sich direkt mit dem Autor aus, der auch eine klare Botschaft hatte: „Erzählt eure Geschichten, sie sind es wert! Und wenn ihr denkt, allen anderen geht es genauso, dann erst recht! Je mehr wir davon sind, desto lauter sind wir!“
Bayraktar zeigte sich beeindruckt von den „unglaublich klugen Fragen“ unserer Schülerinnen und Schüler: „Das war eine ganz besondere und wichtige Veranstaltung für mich.“
Wir bedanken uns recht herzlich bei Mesut Bayraktar für dieses spannende Gespräch, das als Ansporn dient, sich weiterhin kritisch und empathisch mit unserer Gesellschaft und ihren vielfältigen Geschichten auseinanderzusetzen.